EGYPT

student study tour
to alexandria, cairo and upper egypt

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Studienreise einer deutschen Studentengruppe der TUD  nach Ägypten,

1       Programm

Die vom DAAD geförderte Fachstudienreise nach Ägypten fand vom 26. September bis einschließlich 10.10. 2003 mit 15 Studierenden und einer Begleitperson (Prof. Dr. Kosta Mathéy) statt. Inhaltlich setzte die Exkursion die folgenden Schwerpunkte:

1.1      Sanierungsprojekte informeller Wohngebiete – insbesondere mit Unterstützung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (GTZ/KfW)
Während die ägyptischen Behörden in der Vergangenheit Stadterneuerung bei Wohngebieten fast immer als Abriss und Neubau interpretierten, ist es ein Verdienst der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, einen behutsamen und partizipativen Ansatz mit den Bewohnern vor Ort in Ägypten einzuführen und die Vorteile eines solchen Konzeptes deutlich zu machen. Das erste solche Projekt startete bereits in der 1980er Jahren in Assuan. Ende der neunziger Jahre kamen dann drei weitere Projekte in Cairo (jeweils mit unterschiedlichen Schwerpunkten) hinzu. Das Berufsfeld eines Teils unserer künftigen Absolventen wird zunehmend ähnliche Aufgabenfelder einschließen – wobei eine hautnahe Anschauung der Aufgabe bei der Entscheidung für eine berufliche Schwerpunktsetzung sicher behilflich ist.


Konkret wurden im Rahmen der Exkursion die GTZ Projekte ‚Förderung der Selbsthilfe’ (landesweit), ‚Manshied Nasser in Cairo, Nassrya in Assuan, das aktuelle Müll-Entsorgungsprojekt ebenfalls in Assuan, das von der KfW begonnene (aber nicht umgesetzte) Sanierungsprojekt ‚Talal Zeinhoum’ in Cairo und das GTZ Berufsausbildungs-Projekt an der 6th of October University besichtigt. Hinzu kamen einige vereinzelte Initiativen von Nichtregierungs-Organisationen bzw. staatliche Siedlungsprojekte (6th of October City, Umsiedlungsdörfer am Assuan Stausee)

1.2      Bewahrung des baulichen Weltkulturerbes am Beispiel islamischer Altstädte. 
Der stadtplanerische Umgang mit dem kulturellen Erbe historischer Altstädte ist eine weitere Aufgabe, mit denen sich Urbanisten in Entwicklungsländern schwerpunktmäßig auseinandersetzen müssen. Die vergleichsweise weitläufige fatimidische Altstadt von Cairo ist schon seit vielen Jahren in Teilbereichen in den Genuss vorbildlicher Restaurationsprojekte gekommen. Im Rahmen der Exkursion wurden einerseits die Besonderheiten der baulichen Restauration – z.B. die Wiederbelebung traditioneller Bau-Handwerke – kennengelernt, aber gleichzeitig auch die sozialen Auswirkungen auf die Nachbarschaft studiert.


Das Besichtigungsprogramm schloss in Bezug auf die Thematik in Cairo das Bauprojekt ‚„Al Azhar“, und die Altstadtsanierung mit Besichtigung des fatimidischen El-Asfar ein. In anderen Städten Ägyptens wird bislang kein nennenswerter Denkmalschutz islamischer Bauwerke betrieben – doch die Pflege antiker Baudenkmäler konnte im Rahmen zahlreicher Besichtigungen (Pyramiden in Giza, Amphitheater in Alexandria; Karnak Tempel und Tal der Könige in Luxor, Tempelanlagen von Edfu und Komombo, Abu Simbel am Assuan Stausee) bewundert werden.

1.3      Traditionelle Nubische Architektur.

Die indigene Lehmarchitektur aus dem südägyptischen Raum und dem Sudan ist wegen ihres Formenreichtums und auch wegen konstruktiver Eigenheiten berühmt. Didaktisch soll die Besichtigung solcher Ensembles einen Kontrapunkt darstellen zu der inzwischen üblichen digitalen  Entwurfspraxis am Computer.


Die Exkursion bot reichlich Gelegenheit zum Studium der nubischen Architektur in den Umsiedlungsdörfer bei Daraw, Hosh al-Kenzi (in Daraw), im Freilichtmuseum am Tempel von Komombo, in Rabaswani, Kalabsha, Gark Hussein, und im Nubischen Museum in Assuan.

1.4      Das Wirken des berühmten Architekten Hassan Fathi und sein Erbe

Hassan Fathi, Autor des Standardwerkes ‚Architecture for the Poor’ ist insbesondere dadurch berühmt geworden, dass er in Ablehnung einer blinden Übernahme der uniformen internationalen Architektursprache für eine aus der eigenen Kultur entspringenden kontemporären Baukunst eintrat. In zahlreichen eigenen Bauten hat er den möglichen Reichtum eines solchen Ansatzes vorgeführt, von denen einige im Rahmen der Exkursion besucht werden sollen.


Die Exkursion schloss eine Begegnung mit den beiden Architekten Rami el Dahan und Soheir Farid, über lange Jahre die wichtigsten Assistenten von Hassan Fathi, ein. Auch ein aktuelles Bauprojekt dieses Büros wurde besichtigt. Bei Luxor wurde das von Fathi geplante Dorf Neu-Gourna und sein dortiges Haus besucht, ebenso wie zwei neuere Gebäude im gleichen Stil in Assuan.

1.5      Moderne Architektur Ägyptens.

Eines der wichtigsten Zeugnisse zeitgenössischer Architektur Nordafrikas ist die neue Bibliothek von Alexandria, die mit Führung von der Exkursionsgruppe besichtig wurde. Weniger eindrucksvoll war die ‚Green Plaza’, ein Shopping Center in der Philosophie des ‚New Urbanism’ ebenfalls in Alexandria. Als bemerkenswertes Beispiel neuen Bauens wurde dagegen das Nubische Museum in Assuan, Preisträger des Aga Khan Award, empfunden.

2       Kontakte mit den ausländischen Partneruniversitäten

Wichtigster akademischer Partner bei der Exkursion war das Urban Training Institute in Cairo, dessen Vize-Direktor uns am ersten Abend empfing und verschiedene Besichtigungen und Reservierungen für uns vorbereitet hatte. Bei einem Besuch des Instituts konnten wir uns über die Studienbedingungen und allgemeine Fragen der Stadtentwicklung in Ägypten ausführlich und kompetent informieren. Wir planen eine künftige Kooperation mit dieser Bildungseinrichtung im Rahmen unseres künftigen Aufbaustudiengangs mit explizitem Entwicklungsländer-. Bezug (Master Abschluss).

Ein weiterer Besuch galt der noch jungen Architekturfakultät der privaten 6th of October University, an der auch ein Berufsbildungsprogramm der GTZ angesiedelt ist. Diese Universität äußerte starkes Interesse an einer künftigen Partnerschaft – was wir aber momentan nicht leisten können.

Einen sehr interessierten Empfang erfuhren wir schließlich durch die University of the South Nile am Standort Assuan. Diese Universität ist an verschiedenen Orten entlang des Nils (über 600 Kilometer!) vertreten, wobei ein Teil des Lehrkörpers pendelt und an mehreren Standorten unterrichtet. Die Architekturfakultät in Assuan ist noch ganz jung und wünscht sich eine Unterstützung durch einen deutschen Partner – wofür wir eine noch nicht näher spezifizierte Hilfestellung in Aussicht stellten.